Bahntieferlegung Dorfen

ABS 38 München - Mühldorf - Freilassing - Technisches Planungskonzept zur Tieferlegung der Eisenbahn im Bereich Stadt Dorfen südlich der heutigen Eisenbahntrasse

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Lage der ABS 38 und von Dorfen im Eisenbahn-Streckennetz

Aktuell: (März 2022) Neue Studie des Bundes bestätigt Baukosten der VR-Variante
Das Bundesverkehrsministerum hat eine Studie erstellen lassen, nachdem die Gesamtkosten der VR-Planung um rund Faktor 2 höher wären als von VR berechnet. Doch die reinen Baukosten konnten bestätigt werden. Der Streitpunkt sind die Kosten für den Tausch landwirtschaftlicher Flächen. Hier gehen die Verwaltung der Stadt Dorfen sowie VR von 15 EUR/m2 aus - das ist schon ein eher hoher Kostenansatz -, während die Bundesgutachter mit stolzen 660 EUR/m2 rechnen.

Grundlegendes Konzept

Die heutige Bahnlinie verläuft im Bereich der Stadt Dorfen ebenerdig am südlichen Talrand der Isen, und zwar ca. 10 m höher als der Talgrund in einer leichten Hanglage. Der neue Vorschlag sieht eine Verlegung der Bahntrasse auf 4 km Länge um 20 bis 60 m nach Süden in einen 2,5 km langen Einschnitt auf heute landwirtschaftlichem Grund sowie auf das Gelände der ehemaligen Ziegelei Meindl vor. Durch die Hanglage ergibt sich ein Höhenunterschied zwischen Einschnitts-Sohle und Talsohle, so dass der Einschnitt mit Schwerkraft über Rohre und Bäche entwässert werden kann. Da der Dorfener Boden überwiegend aus wasserundurchlässigem Ton besteht, ergibt sich kaum eine Beeinträchtigung der Grundwassers. Dies fließt überwiegend in tieferliegenden Kiesschichten, die nicht angetastet werden. Ein teurer Betontrog ist nicht erforderlich. Da durch die Trassenverlegung das teure Bauen unter Rollendem Rad vermieden wird und der bislang geplante 500 m lange Betontrog nicht mehr erforderlich ist, ergibt sich trotz größerer Erdbewegungen und größerem Grunderwerb eine leichte Kostenersparnis von 8% gegenüber der bestandsorientierten DB-Variante.

Kurzfassung VR Planungsstand 2019
http://www.vr-transport.de/archiv/Dorfen/VR-BerichtDorfen-Kurzfassung.pdf

Textbericht Langfassung VR Planungsstand 2019
http://www.vr-transport.de/archiv/Dorfen/VR-Dorfen-Textbericht-Endfassung.pdf

Präsentation VR in Berlin September 2020
http://www.vr-transport.de/archiv/Dorfen/VR-Praes-Dorfen-Berlin.pdf

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Topographische Übersichtskarte
http://www.vr-transport.de/archiv/Dorfen/VR-Anlage1a-Topo-Uebersicht.pdf

Lageplan West
http://www.vr-transport.de/archiv/Dorfen/VR-Anlage2a-Luftbild-Dorfen-West.pdf

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Lageplan Ost
http://www.vr-transport.de/archiv/Dorfen/VR-Anlage2d-Luftbild-Dorfen-Ost.pdf

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Schnittzeichnungen
http://www.vr-transport.de/archiv/Dorfen/VR-Anlage5a-Schnitte.pdf

3D-Videoanimation, erstellt von DB AG, nachbearbeitet von VR

Links zur Internet-Seite der Stadt Dorfen

https://www.dorfen.de/wirtschaft-plus-verkehr/verkehr/abs-38/
https://www.dorfen.de/wirtschaft-plus-verkehr/verkehr/abs-38/planungsvarianten-abschnitt-1-pfa-15/

Es folgt die historische Entwicklung der DB- und der VR-Planung.

Probleme der DB-Planung

Die DB AG hat im Jahr 2016 für den zweigleisigen Ausbau der Bahnlinie München - Mühldorf - Freilassing im Bereich Dorfen eine Planung vorgelegt, die in Dorfen zu großer Bestürzung geführt hat. Während die ABS 38 in anderen Ortschaften auf Dämmen oder in Einschnitten verläuft, liegt das Gleis in Dorfen in leichter Dammlage oder ebenerdig. Die Stadt plant, sich an die Bahn heran und auch auf der anderen Seite der Bahn städtebaulich zu entwickeln. Die Bahnplanung hätte folgende Auswirkungen:

DB-Simulation der Ursprungsplanung der von 2016 für 160 km/h (nicht mehr gültig) sowie veraltete Kommentare der DB zur VR-Planung von September 2020 mit Missverständnissen, die im Rahmen der Beantwortung der 453 Fragen und in der Klausur geklärt werden konnten:
https://www.abs38.de/abs38-aktuell-newsreader/konstruktiver-dialog-fuer-bahnausbau-in-dorfen.html

Petition im Deutschen Bundestag

Der Dorfener Bürger Georg Brandhuber hat 2015 eine Petition zur Tieferlegung der Bahnlinie und gegen die hohen Lärmschutzwände beim Bundestag eingereicht. Am 6.6.2017 hat eine Delegation des Deutschen Bundestages die lokale Situation besichtigt. Die VIEREGG-RÖSSLER GmbH (VR) hat in dieser Sitzung im Auftrag der Stadt Dorfen erste Vorüberlegungen zu einer neuen Trassenvariante skizziert, die von den Bundestagsabgeordneten interessiert zur Kenntnis genommen worden sind. Von der DB AG wurden sie nur insoweit kommentiert, als dass eine solche Variante bislang noch gar nicht betrachtet wurde und deshalb völlig neu sei. Dies wäre auch noch gar nicht möglich gewesen, weil just im Jahr 2016, wo die DB ihre Vorplanungen vorstellte, die Ziegelei Meindl den Betrieb einstellte und nun eine Neutrassierung südlich der bestehenden Bahn nun möglich wurde.

Der Petitionsausschuss des Bundestages forderte die Stadt Dorfen daraufhin auf, selbst planerisch tätig zu werden. Kurz darauf hat die VIEREGG-RÖSSLER GmbH von der Stadt Dorfen den Auftrag über eine Machbarkeitsuntersuchung für eine Tieferlegung der Eisenbahn auf rund 4 km Länge erhalten. Der Projektleiter der DB AG für das Projekt 38, Herr Zellmer, erklärte dazu: Wenn sich das Konzept

dass unter diesen Voraussetzungen die DB AG auf die neue Planung umschwenken und somit die Entwurfsplanung nur noch für die neue Variante erstellen würde.

Am 10.10.2017 hat der Stadtrat von Dorfen die Planung der VIEREGG-RÖSSLER GmbH einstimmig als vorzugswürdige Variante verabschiedet.

VR-Planung wird vertieft

Im Jahr 2018 forderte die DB AG für den Nachweis der technischen Machbarkeit einen größeren Detaillierungsgrad der Planung insbesondere hinsichtlich der Ingenieurgeologie. Die VIEREGG-RÖSSLER GmbH wurde darauf in Kooperation mit dem Ingenieurgeologischen Institut igi Consult GmbH Westheim von der Stadt Dorfen beauftragt, die Planung zu vertiefen. Die Arbeit wurde im Oktober 2019 abgeschlossen. Die Endfassung umfasst einen 92-seitigen Textbericht (Link siehe oben) sowie 25 Planzeichnungen, gegliedert in 5 Anlagengruppen. Darüberhinaus gibt es noch Excel-Tabellen zur Kostenkalkulation der VIEREGG-RÖSSLER (VR) Variante, der DB-Variante 7 sowie Grunderwerbspläne und Flurstückslisten. Die Planungstiefe ist eine weitestgehende Vorplanung, wobei wichtige Teile weiterer Planungsschritte (z. B. Pläne für Grunderwerb) schon vorweggenommen wurden. Nach Präsentation des Endberichts hat der Stadtrat von Dorfen am 6.11.2019 die Entscheidung von 2017 nochmals bekräftigt.

Igi Consult GmbH
https://www.igi-consult.de/

Corona-bedingt verspätet am 1.9.2020 fuhr eine Dorfener Delegation nach Berlin und stellte das Konzept beim BMV (Bundesminister für Verkehr) vor.

Vortrag 1.9.2020 von VR
http://www.vr-transport.de/archiv/Dorfen/VR-Praes-Dorfen-Berlin.pdf

Zur allgemeinen Überraschung präsentierte direkt im Anschluss der Projektleiter Hans-Peter Zellmer eine erste kritische Stellungnahme:

Stellungnahme Charts 1.9.2020 von DB
https://www.abs38.de/files/downloads/Praesentationen/2020/Praesentation_Tischvorlage%20BMVI.pdf

In den DB-Charts wurden 453 Fragen an VR formuliert, außerdem waren einige fachlich falsche Annahmen und Berechnungen enthalten.

Kritische Kommentierung der DB-Charts
http://www.vr-transport.de/archiv/Dorfen/VR-Dorfen-Kommentierung-Charts-DB.pdf

Die DB schlug in Berlin vor, dass man sich am 14. und 15. Oktober 2020 ganztags in Mühldorf zusammensetzt und die noch strittigen Punkte klärt.

VR, igi Consult und die Stadt Dorfen haben am 29. September 2020 ein 141-seitiges Dokument mit der Beantwortung der 453 Fragen an die DB übersandt. Darin konnten alle Fragen beantwortet werden.

Beantwortung der 453 Fragen
http://www.vr-transport.de/archiv/Dorfen/VR-Dorfen-Beantwortung-Fragen-DB.pdf

Klausur in Mühldorf

Am 14. und 15. Oktober kam sowohl die DB als auch VR mit vorbereiteten Unterlagen und Berechnungen nach Mühldorf. Herr Zellmer führte dort aus, dass die Machbarkeit der VR-Lösung unstrittig sei und es allein um die Abstimmung von Einzelpositionen der Excel-Tabelle gehe. Hierbei mussten die sog. Einheitswerte - was kostet ein Meter Gleis, ein Quadratmeter Stützwand usw. - abgeglichen werden, als auch die verwenden Massen bzw. Mengen. Bei der überwiegenden Zahl von Positionen gab es keine Diskussionen, weil diese im von beiden Seiten akzeptierten "Kostenkennwertekatalog" der DB AG enthalten sind. Doch wichen beispielsweise die von VR und der DB getrennt ermittelten Erdbewegungen voneinander ab, und eine Reihe von Einzelpositionen sind im eher allgemein gehaltenen Katalog nicht enthalten.

Herr Zellmer bestätigt die Machbarkeit der VR-Variante, akzeptiert die von VR ermittelten Mehrkosten der DB-Variante und beauftragt VR, die in der Klausur besprochenen offenen Punkte zu klären und die Änderungen in die Excel-Tabelle einzuarbeiten

VR hat für die DB-Variante kostenrelevante Ergänzungen vorgenommen, so dass die Kosten der DB-Variante von 61 auf 74 Mio EUR anstiegen. Hierbei wurden u.a. Kosten für Hochwasserschutz und für Zwischenbaustufen sowie die Straßenbrücke bei Kloster Moosen, die bis 2017 bei der Bahn als separates Projekt geführt wurde, neu aufgenommen. Diese Mehrkosten wurden in der Klausur von Herrn Zellmer vollumfänglich akzeptiert. Die Unterschiede bei den Kostenansätzen und Mengen konnten vollständig aufgeklärt werden. Zwei wichtige Werte, nämlich die Kosten für einen Quadratmeter Tunneldecke und die Kosten für einen Kubikmeter Erdbewegungen, konnten in der Klausur nicht endgültig geklärt werden. Herr Zellmer beauftragte VR, die noch fehlenden Werte zu aktualisieren, die Mengen abzugleichen und alle Änderungen in die Excel-Tabelle einzuarbeiten und in einer Änderungsliste zu dokumentieren. Das Ergebnis wurde der DB am 23.10.2020 übersandt. Die zwei noch fraglichen Punkte konnten durch direkten Kontakt mit Baufirmen noch exakt ermittelt werden.

Im Nachgang zur Klausur teilte die DB VR mit, dass der Lärmschutz an zwei Stellen (Unterhausmehring, von Orlfinger Graben bis Edeka) noch verbessert werden müsste. Außerdem legte der Gabionenhersteller Huesker VR neue Informationen zur genauen Bauweise vor. Daraufhin überarbeitete VR die Planung der Gabionenwände und berechnete die Kosten der Gabionenwände neu - deshalb weicht die neueste Datei mit den Schnittzeichnungen von Darstellungen im Textbericht leicht ab. Ob allerdings wirklich der Lärmschutz hätte nachgebessert werden müssen, ist zweifelhaft, weil nämlich die DB wenige Tage später erklärte, bei ihrer Variante wären nun niedrigere Lärmschutzwände ausreichend.

Im Endergebnis nach der Abstimmung in der Klausur ergab sich, dass trotz der ca. 50 Änderungen an der Excel-Tabelle der Kostenvorteil der VR-Variante gegenüber der DB-Variante bei 5 bis 8% liegt, je nach Betrachtung (Erstellungskosten oder jährliche Kosten). Es kam daraufhin von Seiten der DB keine Kritik mehr.

Herr Zellmer distanziert sich von den Ergebnissen der Klausur

Für alle Beteiligten völlig überraschend behauptete dann Herr Zellmer in der Stadtratssitzung der Stadt Dorfen am 11.11.2020, dass die VR-Variante doppelt so teuer und nicht machbar sei. Nach diesem Termin wurden diese Aussagen von Herrn Zellmer nicht mehr wiederholt. Im Gegensatz zu den Ergebnissen und Vereinbarungen aus der Klausur wurden nun für die DB-Variante 61 Mio EUR und für die VR-Variante 113 Mio EUR genannt, allerdings nur mündlich und nicht schriftlich.

Bzgl. der Machbarkeit wurde aus zwei Studien zitiert, die allerdings nicht direkt die Machbarkeit in Frage stellen, jedoch die technische Umsetzung kritisch sehen. Es durften drei Stadträte kurz Einblick in die Studie nehmen, VR und igi Consult wurde die Einsichtnahme verweigert. Die Namen der Autoren waren geschwärzt.

Richtigstellung durch VR und igi Consult

In einer Ausschusssitzung eine Woche später hat VR dann die mündlichen Aussagen von Herrn Zellmer wieder richtiggestellt. Es handelt sich bei den von Zellmer genannten 113 Mio EUR um einen Wert aus einer Excel-Tabelle, die einen Zwischenarbeitsstand aus der Klausur darstellt, bei der für dieselbe Kostenposition verschiedene Varianten in der Klausur zur Diskussion gestellt wurden und diese auch in entsprechenden Kommentartexten als "zur Diskussion" markiert waren. Alle diese Varianten der Kosten wurden hierbei fälschlicherweise aufaddiert. Außerdem sind in diesem Gesamtbetrag auch noch weitere Projekte enthalten, die VR im Auftrag der Stadt Dorfen erstellt hat, aber nicht dem Bahnprojekt zuzuordnen sind, so die Ortsumfahrung für Kloster Moosen, die Anbindung des Neubaugebiets auf dem ehemaligen Meindl-Gelände sowie die Gestaltung des Bahnhofsvorplatzes und weitere Gemeindestraßen. Der korrekte Wert beträgt nicht 113 Mio EUR, sondern 71 Mio EUR, geringfügig günstiger als die DB-Variante (74 Mio EUR).

Erläuterung der Kostendifferenz Charts (kürzere Darstellung 7 Seiten)
http://www.vr-transport.de/archiv/Dorfen/Praes-Dorfen-Kostenvergleich-DB-VR.pdf

Erläuterung der Kostendifferenz Text (ausführlich, 11 Seiten)
http://www.vr-transport.de/archiv/Dorfen/Erlaeuterung-Kostendifferenz-DB-VR.pdf

Die Aussagen in den zwei Studien zur Machbarkeit der VR-Variante verwundern, weil sie zum Teil eine Fundamentalopposition zu igi Consult einnehmen. Doch igi Consult ist für die Bahn die erste Adresse in Sachen Ingenieurgeologie. Es gibt kein einziges ingenieurgeologisch anspruchsvolles Bahnprojekt und keinen einzigen Tunnelneubau, bei dem die DB AG sich nicht auf den fachlichen Rat von igi Consult stützt, und das seit Jahrzehnten. Igi Consult hat im Auftrag der Stadt Dorfen weit über 300 Mann-Stunden investiert, wobei sich der erfahrene Seniorchef Dr. Siegfried Niedermeyer persönlich um das Projekt kümmerte. Dr. Niedermeyer hat weltweit zahllose anspruchsvolle Bauprojekte betreut und war jahrzehntelang auch für das Bundesverkehrsministerium tätig. Es ist deshalb anzunehmen, dass es sich bei den genannten Studien nur um eine oberflächliche Betrachtung der ingenieurgeologischen Verhältnisse beim VR-Vorschlag handelt, mit einem klaren Auftrag von Herrn Zellmer, die Planung zu kritisieren.

Brief von igi Consult an VR, in der auf die Planungstiefe von VR und der DB-Planung eingegangen wird, mit dem Hinweis, dass die VR-Variante ausreichend tief betrachtet wurde, und die ingenieurgeoloigschen Betrachtungen bei der DB-Variante bei weitem noch nicht ausreichend sind:
http://www.vr-transport.de/archiv/Dorfen/igi_20201126_Anschreiben_Vieregg_Vita_C180090.pdf

In einem zusammenfassenden Dokument hat VR die Ergebnisse der Klausur, die aktuelle Kostenschätzung und die Überarbeitung der VR-Variante präsentiert:

VR-Papier von Dezember 2020 mit Ergebnis der Klausur und aktuellem Stand VR-Planung
http://www.vr-transport.de/archiv/Dorfen/VR-Tieferlegung-Dorfen-Stand-Dezember-2020.pdf

Einreichung der Pläne an den BMV

Die Stadt Dorfen hat am 11.12.2020 die Unterlagen der VR-Variante an den Bundesminister für Verkehr mit 44 Dokumenten und Plänen übersandt.

Neuplanung der DB AG im Bereich Dorfen führt zu zwei Jahren Planungsvorsprung bei VR

Nachdem DB-Projektleiter Herr Zellmer noch am 11.11.2020 erklärt hat, in Dorfen würde die Vorgabe des BMV einer sog. Entwurfsgeschwindigkeit von 200 km/h nicht umgesetzt, präsentierte er am 17.11.2020 und am 25.11.2020 in einer Ausschusssitzung in Dorfen eine Neuplanung für 200 km/h.

DB-Präsentation am 2.12.2020 in Dorfen mit ersten Skizzen zur Neuplanung für 200 km/h
https://www.abs38.de/files/downloads/Praesentationen/2020/20201202_DB-Pr%C3%A4sentation_Bahnausbau_Dorfen_Stadtratssitzung.pdf

In der Präsentation ist eine Darstellung der Querung der B 15 mit der Bahn enthalten. Die dargestellten Linien sind jedoch nicht, wie man meinen könnte, die Höhenlage des Asphalts der Straße (Straßenoberkante), sondern die obere Begrenzung des Lichtraums der Eisenbahn. Die Straße liegt um die Dicke der Brücke und somit deutlich höher. Außerdem ist bei der VR-Variante eine falsche Höhe eingezeichnet. Die korrekte Darstellung findet sich hier:

b15-vr-db.gif (28k)

Querung der B 15, Varianten VR und DB, Grafik VR
http://www.vr-transport.de/archiv/Dorfen/B15-VR-DB.pdf

Ob bei dieser Variante die Bahnhofsstraße angebunden werden kann oder nicht, hängt davon ab, ob das Staatliche Bauamt eine Steigung von 8% akzeptiert oder nicht. Gespräche zwischen DB und Straßenbauamt haben noch nicht stattgefunden. Bei der 200 km/h Variante soll nun die B 15 noch weitere 1,20 m aus der Landschaft herausstehen als bei der ursprünglichen 160 km/h Planung. Für einen Eigenanteil der Stadt Dorfen in Höhe von rund 3 Mio EUR bietet die DB AG an, die B 15 wieder 80 cm abzusenken, so dass die B 15 nur noch 40 cm höher steht als bei der Ursprungsplanung für 160 km/h, die schon 2016 in der Stadt Dorfen für Bestürzung gesorgt hatte.

Bei der neuen Bahnplanung soll nun der neue Bahnhof nicht mehr dreigleisig, sondern viergleisig werden, wie das bei der VR-Variante von Anfang an der Fall ist. Die vorliegenden ersten Entwürfe der Bahn sind aber noch nicht funktionsfähig, da sie zahlreiche betriebliche Probleme verursachen (Vorbeifahrt an wartenden Fahrgästen mit 200 km/h, keine betrieblich sinnvolle Wendemöglichkeit für die künftige S-Bahn). Es ist auch noch nicht klar, wo genau der Bahnhof zu liegen kommt.

Aber auch im Westen gibt es Probleme: Im Unterschied zu den Unterlagen von 2016 wurden nun zwei Varianten der Straßenführung mit jeweils 10 m hohen und 40 m breiten Dämmen präsentiert. Ob die Planung wie von der DB dargestellt umgesetzt werden kann, hängt vom Bundesverkehrsministerium ab, denn die DB will hier eigentlich zu enge Kurvenradien für nur 190 km/h verwenden, um eine Neutrassierung zu vermeiden. Es kann sein, dass die DB wie VR hier auch eine Neutrassierung vorsehen muss.

Die Neuplanung der DB-Planung hat auf die politische Entscheidung, welche Variante nun weiterverfolgt wird, einen großen Einfluss. Denn bislang wurde argumentiert, beim Umschwenken auf die VR-Variante ginge Zeit verloren - die DB sprach in Berlin sogar von 5,5 Jahren. Diese Angabe war von Anfang an fraglich, weil bei der alten DB-Planung die Themen Wasserwirtschaft, Staatsstraße 2086 neu, Kanalverlegungen, Entwässerung des Troges usw. noch gar nicht geplant waren, es sich somit bei weitem noch gar nicht um eine vollständige Vorplanung handelt und bei VR dies alles schon von Anfang an in der Planung enthalten war. Nun muss die Bahn die Vorplanung neu starten. Realistisch betrachtet beträgt der Zeitvorteil bei der VR-Planung nun mindestens zwei Jahre, denn die Vorgabe 200 km/h wurde bei VR von Anfang an schon umgesetzt. Dabei geht es nicht nur allein um die reine Planungszeit, sondern um den Zeitbedarf für die vielen Abstimmungsgespräche mit anderen Behörden.

Interessen der DB AG

Wenn der Bund sich für die VR-Variante entscheidet, dann würde die DB einen lukrativen Planungsauftrag verlieren. Außerdem könnten Bedenken bestehen, dass andere Gemeinden ähnlich wie Dorfen verfahren könnten. Aus einer fachlichen Sicht ist eine Ablehnung des VR-Vorschlags sicher auszuschließen. VR gilt bundesweit als erste Adresse, wenn es um Kostenschätzungen von Bahnprojekten geht. So haben VR präzise die Kostensteigerungen bei Stuttgart 21 und beim Transrapid München vorhergesagt. Igi Consult GmbH gilt als erste Adresse für die Fragen zur ingenieurgeologischen Machbarkeit bei Bahnprojekten.

Resumee

Die VR-Variante ist gegenüber der DB-Variante etwas kostengünstiger, weil nicht unter Rollendem Rad gebaut werden muss und der teure Betontrog eingespart wird. Eine Tieferlegung als Erdbauwerk ist, im Gegensatz zu einem Betontrog, nicht teurer als eine oberirdische Strecke. Die Seitenwände des Einschnitts in der Bauform "Bewehrte Erde plus Gabionen" ist pro Quadratmeter kostengünstiger als Lärmschutzwände. Nach der Klausur mit der DB, wo die noch verbliebenden fraglichen Punkte der Kostenschätzung erfolgreich und im Konsens geklärt werden konnten, steht der Kostenvorteil der VR-Variante außer Frage.
Die ingenieurgeologische Machbarkeit der Tieferlegung als Erdbauwerk konnte von der Firma igi Consult GmbH, die bei ähnlichen Fragestellungen sowohl für die DB AG als auch für das Bundesverkehrsministerium arbeitet, sicher nachgewiesen werden.

Am 11.11.2020 hat Herr Zellmer den erreichten Konsens wieder gekündigt und behauptet, die VR-Variante wäre deutlich teurer und außerdem nicht machbar. Diese Aussagen gibt es allerdings nur mündlich und nicht schriftlich.

Wegen der Entscheidung des Bundesverkehrsministers, die Entwurfsgeschwindigkeit von 160 km/h auf 200 km/h heraufzusetzen, hat die DB AG für die oberirdische Variante im November 2020 mit einer Neuplanung begonnen. Mit konkreten Ergebnissen ist nicht vor Ende 2022 zu rechnen. Bei der in der Vorplanung weitgehend fertiggestellten und von Anfang an für 200 km/h ausgelegten VR-Variante kann dagegen sofort mit dem nächsten Planungsschritt, der Entwurfsplanung, begonnen werden.