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Die Fahrzeiten des Alternativkonzepts

Exakte Fahrzeiten per Computer ermittelt

Zur Ermittlung der exakten Fahrzeiten wurden alle relevanten Daten der Alternativtrasse (z.B. Kurvenradien, Steigungen) detailgenau per EDV erfaßt. Anhand der technischen Daten der beiden ICT-Versionen (für Tempo 230 und für Tempo 250) und der einzusetzenden RE- und RB-Züge wurden Zugfahrten per Computer simuliert, wobei Faktoren wie Rad-Schiene-Haftwerte, Luftdruck, erhöhter Luftwiderstand im Tunnel usw. Berücksichtigung fanden. Zur Vermeidung von Verspätungen wurde bei den technisch möglichen Fahrzeiten ein Zuschlag von 12% angesetzt.

Längere Fahrzeit Erfurt - Nürnberg

Damit die ICT-Fahrzeiten des Alternativvorschlags zwischen Erfurt und Nürnberg exakt mit den entsprechenden Fahrzeiten des ICE auf der bisher geplanten Trasse vergleichbar sind, wurde zunächst der - rein theoretische - Fall mit nur einem einzigen Zwischenhalt, nämlich in Bamberg, durchgespielt. Gegenüber der bisherigen Planung, bei der eine ICE-Fahrzeit von 69 Minuten möglich ist, benötigt der ICT auf der Alternativstrecke 81 Minuten, wenn zwischen Coburg und Lichtenfels eine neue, kürzere Strecke gebaut wird, und 83 Minuten, wenn die vorhandene Strecke Coburg - Lichtenfels für den schnellen ICT-Verkehr ausgebaut wird. Das bedeutet, daß die Fahrzeit-Differenz gegenüber der geplanten ICE-Strecke aufgrund der anderen Linienführung nur 12 bzw. 14 Minuten beträgt.

Wirtschaftlicher Bahnverkehr durch regionale Erschließung

Zur Erschließung der Regionen zwischen den bisher geplanten ICE-Bahnhöfen Erfurt, Bamberg und Nürnberg sind zusätzliche Zwischenhalte zwingend notwendig: in Suhl, Coburg, Lichtenfels und Erlangen. Durch jeden Zusatzhalt verlängert sich zwar die Fahrzeit um ca. 3 Minuten, aber derartige Zwischenhalte sind letztlich die Voraussetzung für einen wirtschaftlichen Bahnverkehr. Denn welche Fahrgäste sollen die Züge füllen, wenn nur in Erfurt, Bamberg und Nürnberg gehalten wird, aber ähnlich aufkommensstarke Städte wie Erlangen durchfahren bzw. sogar mehr oder weniger weiträumig umfahren werden, wie dies mit Suhl, Coburg und Lichtenfels geschehen soll?

Wie gering die Nachfrage im schnellen Punkt-zu-Punkt-Verkehr ist, belegt die Tatsache, daß zwischen der Landeshauptstadt Erfurt und der Frankenmetropole Nürnberg bislang überhaupt kein Linienflugverkehr stattfindet. Laut Auskunft des Flughafens Nürnberg würde sich ein solcher Hochgeschwindigkeitsverkehr per Flugzeug einfach nicht lohnen. Zwischen Erfurt und München verkehren werktags drei Propellermaschinen pro Richtung mit jeweils rund 50 Sitzplätzen. Dies entspricht der Kapazität von gut 2 ICE-Waggons in der 2. Klasse. Oder anders betrachtet: Mit dem verschwindend geringen Passagieraufkommen des heutigen Hochgeschwindigkeitsverkehrs Erfurt - München ließe sich gerade einmal pro Woche ein ICE-Zug je Richtung füllen - geplant sind jedoch 18 ICE-Züge pro Tag und Richtung. Die ICE-Fahrt wäre, wenn man den heutigen ICE-Super-Sparpreis vorausgesetzt, in der 2. Klasse zwar rund 50 DM billiger, aber in der 1. Klasse um rund 70 DM teurer als der Lufthansa-Flug mit dem entsprechenden Sparpreis. Doch man wäre trotz der neuen ICE-Trassen Erfurt - Ebensfeld - Nürnberg und Nürnberg - Ingolstadt - München immer noch doppelt so lange unterwegs wie heute mit dem Flugzeug, denn der zukünftige ICE Erfurt - München würde mindestens 140 Minuten benötigen, der Flug hingegen dauert bereits heute nur 70 Minuten.

Fahrzeitverkürzungen in allen anderen Relationen

Beim Alternativkonzept sind zwar die Fahrzeiten im Punkt-zu-Punkt-Verkehr von Erfurt nach Bamberg oder Nürnberg nicht ganz so kurz wie beim bisherigen Projekt 8.1. Aber im Verkehr von Erfurt bzw. Bamberg in die dazwischen liegenden Städte (Ilmenau, Zella-Mehlis, Suhl, Themar, Hildburghausen, Rodach, Coburg und Lichtenfels) und zwischen diesen Städten, die bei der geplanten ICE-Trasse von der modernen, schnellen Eisenbahn regelrecht abgehängt blieben, werden geradezu dramatische Fahrzeitverkürzungen erreicht:

So dauert die Bahnfahrt von der Landeshauptstadt Erfurt nach Suhl nur noch 25 Minuten (heute: 67 Minuten), nach Zella-Mehlis 27 Minuten (heute: 59 Minuten) und nach Ilmenau gerade noch 15 Minuten (heute bestenfalls: 61 Minuten). Von Erfurt nach Schweinfurt wird die Fahrzeit, die heute im günstigsten Fall 148 Minuten beträgt, auf 77 Minuten reduziert und somit fast halbiert.

Von Suhl aus ist Ilmenau in 15 Minuten (heute: 83 Minuten), Themar in 13 Minuten (heute: 35 Minuten) und Hildburghausen in 23 Minuten (heute: 56 Minuten) zu erreichen, und zwar im Stundentakt. Dagegen sind die heutigen Verbindungen im günstigsten Fall nur alle zwei Stunden möglich.

Von Südthüringen ins Coburger Land, wo heute gar keine direkte Bahnverbindung existiert, sondern ein zeitaufwendiger Umweg über Sonneberg mit mehrmaligem Umsteigen erforderlich ist, werden folgende Fahrzeiten möglich:

Über die ausgebaute Anschlußstrecke Dillstädt - Grimmenthal - Schweinfurt benötigt man mit dem elektrischen InterRegio von Suhl aus zukünftig nach Grimmenthal nur noch 9 Minuten (heute: 15 Minuten), nach Bad Neustadt (Saale) 29 Minuten (heute: 41 Minuten) und nach Schweinfurt genau 50 Minuten (heute: 80 Minuten).

Bleibt es hingegen bei den heutigen, meist unattraktiven Fahrzeiten, so verliert der Zug endgültig seine Konkurrenzfähigkeit gegenüber dem Auto, dem in wenigen Jahren mit der A 71 / A 73 durchgängige Autobahnen von Erfurt über Ilmenau und Suhl nach Schweinfurt und Lichtenfels oder nach dem Willen der Autobahn-Gegner zumindest schnelle Straßenverbindungen ohne Ortsdurchfahrten zur Verfügung stehen.

Die Fahrzeitangaben zwischen den Knotenbahnhöfen können im einzelnen der Abbildung Linienschema entnommen werden.


Die vorliegende Schrift incl. der Abbildungen darf nur mit Genehmigung des Auftraggebers bzw. der VIEREGG-RÖSSLER-BOHM GmbH vervielfältigt werden. Eine planerische oder bauliche Verwertung der in den Schriftstücken enthaltenen Ideen und Konzepte bleibt in jedem Fall verboten.

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