Für die geplante Transrapid-Verbindung Hamburg - Berlin wird von ihren Befürwortern
u.a. das Argument vorgebracht, die Magnetschwebebahn sei bezüglich des Energiebedarfs
und somit auch hinsichtlich der Schadstoffemissionen günstiger als eine vergleichbare
Strecke in Rad-Schiene-Technik: Der Energiebedarf des Transrapid bei
Tempo 300 betrage nur 47 Wh/Plkm, der des ICE hingegen 71 Wh/Plkm . Durch
die kurzen Fahrzeiten von max. einer Stunde zwischen Hamburg und Berlin sei die
Fahrt mit dem Transrapid so attraktiv, daß eine starke Verkehrsverlagerung vom
Flug- und Autoverkehr hin zum elektrisch betriebenen spurgebundenen Verkehr in Form
der Magnetbahn erzielt werde. Dadurch werde die Umwelt entlastet: "Der Luftverkehr
zwischen Hamburg und Berlin fällt (...) auf so geringe Werte zurück, daß der Linienbetrieb
eingestellt wird. Mit jedem Umsteiger vom Flugzeug auf
die Magnetschnellbahn wird die Umwelt um 36 kg CO2 weniger belastet. Bei Einstellung
des Flugverkehrs ergibt dies insgesamt 12000 Tonnen jährlich.
(...) Jeder Umsteiger vom Auto verringert den Benzinverbrauch um ca. 6 Liter
pro Fahrt zwischen Berlin und Hamburg und schont somit die Ressourcen. Dies bedeutet
eine Reduzierung des Benzinverbrauchs um 30 Mio. Liter pro Jahr. Bei der CO2-Emission
ergibt sich dadurch eine Verringerung um 100 000 Tonnen pro Jahr."
Zur Energiebilanz des Transrapid wird
behauptet: "Der spezifische Primärenergiebedarf im Vergleich
zum TRANSRAPID ist beim Pkw-Verkehr um den Faktor 3 größer, beim Luftverkehr
um den Faktor 5 bei jeweils vergleichbarer Entfernung."
Zumindest die angeblichen Vorteile der Magnetbahn gegenüber der Eisenbahn werden
jedoch von Fachleuten bezweifelt: "Der Transrapid hat gegenüber
dem ICE unter korrekten Vergleichsbedingungen keine relevanten energiewirtschaftlichen
oder ökologischen Vorteile." Angesichts der Tatsache, daß der Transrapid wesentlich
schneller (Auslegungsgeschwindigkeit der Strecke: 450 km/h) als der ICE (heutige
Maximalgeschwindigkeit: 250 bis 280 km/h) verkehren soll, ist aus aerodynamischen
Gründen mit einem deutlich erhöhten Energiebedarf gegenüber
dem ICE und somit indirekt auch mit höheren CO2-Emissionen durch Kraftwerke
zu rechnen. Es ist zu befürchten, daß die Verkehrsverlagerung vom energie- und
schadstoffintensiven Flugzeug und PKW hin zur Magnetschwebebahn
keine Verbesserung in der Energie- und Schadstoffbilanz bewirkt.
Es stellt sich also die folgende Frage: Wird durch den Transrapid im
Korridor Hamburg - Berlin insgesamt eine Reduktion des Energiebedarfs und
der Schadstoffemissionen erreicht? Ist eine solche Reduktion nicht auch durch die
Einführung einer optimierten ICE-Verbindung möglich?